Was wollen meine Kunden? – Auf dem Spielplatz Antworten bekommen!

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Es gibt gute Ideen, und es gibt weniger gute Ideen. Käsekuchen, Flipflops und Upcycling? Eindeutig gute Ideen. Mogeltechnik für Verbrennungsmotoren zum Beispiel: keine so gute Idee. Ob eine Idee allerdings wirklich gut ist oder nicht, merken wir oft erst, wenn wir uns trauen, sie etwas weiter auszuarbeiten. Genau das hat Aljoscha Warych gemacht. Er ist Firmenkundenbetreuer bei der GLS Gemeinschaftsbank eG – und hat zusammen mit Grubengold eine Idee rund gemacht.

Wie fing das mit deiner Idee an?

Bei der GLS Bank können alle Mitarbeiter:innen Ideen einbringen. Nachdem ich etwas über meiner Idee gebrütet hatte, habe ich sie irgendwann eingereicht. Alle paar Monate gibt es eine Abstimmung, bei der alle Mitarbeiter:innen wählen dürfen. Wenn eine Idee 50 Likes bekommt, man vor der Jury erfolgreich pitcht und überzeugt, darf der Mitarbeitende sich jeweils drei Wochen Arbeitszeit nehmen, um ihre Idee auszuarbeiten. Und das habe ich gemacht.

Was genau war Deine Idee?

Die Idee war, eine neue Art des Immobilienkaufs zu entwickeln: Die Mieter:innen sollten jeden Monat einen gewissen Betrag zusätzlich zu ihrer Miete einzahlen und so irgendwann die Wohnung, in der sie wohnen, kaufen können.

Ausgearbeitet hast Du Deine Idee zusammen mit Grubengold. Wie kam es dazu?

Über die Idee nachgedacht, hatte ich schon sehr viel – jetzt musste ich irgendwie ins Machen kommen. Ich hatte mich schon darauf eingestellt, das alles alleine zu tun. Aber zufällig hatte ein Kollege genau zu diesem Zeitpunkt bereits Kontakt zu Grubengold. Und so kam die Zusammenarbeit zustande.

Warum hattest Du dabei ein gutes Gefühl?

Ich bin immer offen, wenn mir jemand ein Angebot macht oder einen neuen Lösungsweg zeigt. Ich war mir aber vorher unsicher, ob das passt. Da ich direkt von der Uni kam, hatte ich davor noch gar keine Projekterfahrung. Letzten Endes war ich aber sehr froh, dass da Leute waren, die mir zeigen konnten, wie es laufen kann. Für diesen Prozess Hilfe anzunehmen, brachte mir da eine große Entlastung. Und durch die Unterstützung war es für mich leichter, die Idee potenziellen Investoren oder der Bank schmackhaft zu machen. Der Ansatz von Grubengold war viel praktischer als mein theoretischer.

Wie ist Grubengold dabei vorgegangen?

Als Erstes habe ich Matthias kennengelernt. Er hat mir vorgestellt, was Grubengold macht und mir das Tool Trello näher gebracht. Dann hat er Scr!m erklärt und wie die Zusammenarbeit darüber laufen könnte. Anschließend haben wir uns bei einem Kaffee zusammengesetzt und Fragen entwickelt, also sowas wie: „Was glaubst du, was an der Idee nicht funktionieren könnte?“ Matthias und sein Team sind gut darin, genau die Fragen zu stellen, aus denen sich die nächsten fünf Fragen ergeben. Also haben wir die daraus folgenden Fragen auch festgehalten: Wollen die Mieter:innen das überhaupt? Wie lange wollen sie sich festlegen? Und in welcher Form? In welcher Lebenslage ist das überhaupt interessant? Was bedeutet meine Idee für die Nutzer:in?

Was war Dein wichtigtes Learning?

Ich habe bei meiner Idee gar nicht daran gedacht, ob die Menschen, die da wohnen, das überhaupt wollen. Deshalb ist Matthias mit mir auf einen Spielplatz in der Nähe eines möglichen Mietobjekts gegangen und wir haben die Menschen interviewt. Meine ursprüngliche Idee war, dass die Leute dort 30 Jahre wohnen und ihnen dann irgendwann die Wohnung gehört. Bei den Spielplatzgesprächen haben wir schnell gemerkt, dass die Menschen das gar nicht attraktiv finden. Sie träumen nicht davon, die Wohnung zu kaufen, in der sie jetzt gerade wohnen. Sie träumen von einer größeren Wohnung oder dem Haus im Grünen. Was die Befragten aber bestätigt haben, war, dass sie für ihre Miete mehr als nur ein Zuhause auf Zeit haben wollen – sie wollen an den Mietzahlungen partizipieren. 

Gab es bestimmte Antworten, vor denen Du bei den Befragungen Angst hattest?

Eine Frage, vor der ich Schiss hatte, war, wie lange sich die Investor:innen festlegen wollen würden. Bei Unternehmen sind das meist 30, bei Banken mindestens zehn Jahre. Ich hatte vorher schon befürchtet, dass das der Haken an meiner ursprünglichen Idee sein könnte. Und bei der Befragung kam dann auch raus, dass die Menschen eher fünf bis sieben Jahre im Blick haben.

Was hast Du aus dieser Antwort für Dich gemacht?

Ich habe dabei erkannt, dass meine ursprüngliche Idee nur für Menschen zwischen 25 und 30 spannend ist. Damit sich das Konzept lohnt, mussten wir es umbauen. Daraus ergaben sich dann wieder andere Fragen: Wie geht das steuerlich und rechtlich? Was braucht die Bank als Sicherheit von den Investor:innen? Ab welchem Zeitraum lohnt sich die Teilnahme der Mieter:innen? Wie hoch sind die Fixkosten? 

Was ändert sich dadurch für Deine Projektskizze?

Wir haben auf der Basis der Antworten an der Idee rumgeschraubt. Mit der Lösung können die Mieter:innen auch nach 3 Jahren ausziehen und trotzdem etwas mitnehmen: Sie kaufen eben keine ganze Wohnung auf Raten, sondern erwerben Unternehmensanteile. Das Ganze funktioniert ein bisschen wie ein ausschüttender Fond, bei dem man eine Dividende bekommt. Nur kommt die bei meiner Idee eben aus den Mieteinnahmen. Das ist eine Alternative zu Aktien oder Immobilienfonds. Man kann in ein überschaubares und verständliches Wirtschaftsgut investieren. Etwas, das man sehr gut kennt und sogar selbst bewohnt. Dadurch behandelt man die Wohnung vielleicht auch besser – und meine eigene Miete geht indirekt wieder an mich zurück.

Wie soll das dann ganz konkret aussehen?

Wir haben die Idee geändert – und einen Begriff gefunden: Miete plus X. Das heißt, dass die Investor:innen einen zusätzlichen Betrag zu ihrer Miete zahlen, wenn sie bei der Sache mitmachen wollen. Von den etwa 100 Euro mehr im Monat, kann das Unternehmen dann zum Beispiel Renovierungen bezahlen. Der Vermieter ist also eine GmbH und diese Firma gehört dann allen beteiligten Mietern. Das ist vor allem für Menschen toll, die kein Eigenkapital für eine eigene Wohnung haben. So können sie ganz klein in ein Immobilien-Investment einsteigen.

Und muss das zwingend in Bochum sein oder geht das überall?

Das kann überall sein, Berlin oder München wären aber einfach zu teuer, dort kann sich das nicht über die Mieten allein tragen. Meine Grundidee war es aber, dass sich das auch für einkommensschwache Menschen eignet. Deshalb ist das Ganze auch als Sozialunternehmen konzipiert. Alle Beteiligten haben ein Mitspracherecht, wenn der Flur neu gestrichen werden soll, und auch das Kündigungsrisiko ist ein anderes. Die Mieter:innen haben einen neuen Draht zu den Nachbar:innen. Das würde vom Zusammenhalt schon gut nach Bochum passen.

Glaubst Du, dass Deine Idee das Zeug hat, realisiert zu werden?

Die GLS Bank finanziert bereits einige Wohnprojekte, zum Beispiel Genossenschaften, die bezahlbaren Wohnraum schaffen, der im Besitz der Genossenschaft bleibt. Wer da mitmachen möchte, muss aber in der Regel bereits Geld mitbringen. Deshalb wollte ich einen niedrigschwelligen Ansatz schaffen, der den Leuten auf lange Sicht zu einem Zusatzeinkommen verhilft. Auch muss man sich bei einer Genossenschaft fest mit anderen Menschen zusammenschließen und sich stark einbringen. Bei meiner Idee nicht: Statt sich fest einzukaufen, bekommen die teilnehmenden Mieter:innen ein Konto, auf das sie ihre Miete plus X einzahlen. Durch diesen Zusatzbeitrag kaufen sie jeden Monat einen kleinen Anteil an der Firma, der das Wohnobjekt gehört. Und wer nicht mitmachen möchte, zahlt einfach normal weiter Miete. Auch wenn ich irgendwann wegziehen möchte, geht das ganz einfach. Dann kann ich meine Anteile entweder behalten oder verkaufen.

Und Wie hat Grubengold Deine Idee zu verfeinern?

Vor allem Matthias hat mich sehr intensiv begleitet. Neben den Spielplatzgesprächen haben wir zum Beispiels auch eine Online-Umfrage gemacht. Aus den Ergebnissen haben wir dann Nutzerprofile abgeleitet: Wie würden typische Nutzer:innen aussehen? Dafür haben wir ein Canvas angelegt und auch überlegt, wie wir die Idee auf einer Website darstellen könnten.

Wir haben uns sechs- oder siebenmal innerhalb der drei Wochen getroffen. Ich war also alle zwei Tage bei Grubengold im Büro oder wir haben uns Online getroffen. Immer auch mal mit anderen Leuten aus dem Team, um mal einen anderen Blickwinkel zu bekommen. Wir haben immer neue Fragen aufgestellt und diese dann überprüft. Je nachdem, was dabei rauskam, haben wir das Konzept angepasst.

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Also musstest Du durch die Zusammenarbeit öfter mal umdenken?

Ja, so habe ich auch gelernt, wie man eine Idee validiert. Durch diese Art der Beratung sinkt das Risiko der Idee deutlich. Mein großer blinder Fleck war, dass ich nicht wusste, ob die Menschen die Idee überhaupt brauchen. Um das herauszufinden, hat sich die Zusammenarbeit sehr gelohnt.

Außerdem habe ich durch die Zusammenarbeit gelernt, ein realistisches Ziel für die drei Wochen zu setzen. Ich hatte noch keine Erfahrung mit solchen Projekten. Da hat es mir schon sehr den Erwartungsdruck genommen, dass Grubengold mir aufgezeigt hat, was man in der Zeit überhaupt schaffen kann. Ich hatte vor, eine kleine Bachelorarbeit über meine Idee zu schreiben und ganz sachlich erkläre. Ich mag viele Infos und Hintergrundwissen. Grubengold hat mich dann aber davon überzeugt, dass alles etwas flashy darzustellen, was ich eigentlich gar nicht so gerne mache oder besonders gut kann. Grubengold hat bei mir ein Bewusstsein dafür geschaffen, dass die Ideen den Zuhörenden auch emotional abholen muss. Auch per der Abschlusspräsentation haben sie mir geholfen.

Wie kam das gemeinsam erarbeitete Ergebnis bei Deinen Kolleg:innen an?

Der Pitch kam sehr gut an, aber die Idee selbst kam sehr gemischt an: Einige konnten es sich noch nicht vorstellen, andere hatten Fragen, die ich noch beantworten muss. Das liegt auch daran, dass verschiedene Adressat:innen beim Pitch dabei waren, also zum Beispiel Leute aus dem Vorstand, die lieber ein fertiges Produkt gesehen hätten, das man mit 5 Folien vorstellen kann. Und für andere war es nicht zu komplex, sondern fast schon zu flach.

In welchem Bereich hat Dir die Zusammenarbeit am meisten geholfen?

Vor allem aus dem finalen Pitch habe ich gelernt, dass man den genau auf sein Publikum anpassen muss. Durch die Zusammenarbeit habe ich gelernt, auch solche Erfahrungen auszuwerten.

Vor allem, weil ich mich generell mit der Projektarbeit wenig auskannte, war die Zusammenarbeit mit Grubengold hilfreich. Alleine hätte ich es nie geschafft, das in ein paar Folien zu erklären. Zusammen mit Grubengold habe ich etwa 20 Folien ausgearbeitet. Der Pitch hat etwa 40 Minuten gedauert, und auch dafür habe ich mit Grubengold trainiert.

Welche Erfahrungen hast Du mit Scr!m gemacht?

Ich hatte vorher noch nicht mit Scrum gearbeitet. Für mich hat Scr!m gut funktioniert, weil es auch sehr einfach ist. Ich konnte mich ganz auf die Idee konzentrieren und musste mich nicht um die Struktur des Prozesses kümmern. Ich habe vorher und nachher verstanden, worauf jeder Schritt hinausläuft. Grubengold hatte den Prozess-Hut auf. Dabei haben sich die Schritte immer ganz dynamisch an die aktuellen Erkenntnisse angepasst: Wenn sich etwas an der Ausrichtung der Idee geändert hat, hat Grubengold ganz einfach den Prozess angepasst. Das macht Scr!m echt praktisch für solche Abläufe.

Würdest Du Dich bei Deiner nächsten Idee auch wieder extern beraten lassen?

Wenn mir das angeboten wird, würde ich das auf jeden Fall wieder nutzen. Gerade Neulingen würde ich so etwas sehr empfehlen. Man kann das natürlich auch auf eigene Faust versuchen, aber ich fand die Trennung zwischen Inhalt und Prozess schon sehr sinnvoll. Denn irgendwie neigt man alleine dann doch dazu, den Prozess anzupassen, damit man an der Idee nichts ändern muss. Und das ist nicht sinnvoll für das Ergebnis. Grubengold hat mir immer wieder einen Schubs gegeben, das zu sehen, was ich fast übersehen hätte.

Wie geht es jetzt mit Deiner Idee weiter?

Ich arbeite daran weiter und darf es dann noch einmal mit dem Vorstand besprechen. Davor setzte ich mich mit dem Fachleiter bei der GLS Bank zusammen, um zu schauen, was man daraus machen kann.

 

Diese Idee an sich ist nicht trivial. Das kann man nicht innerhalb von 5 Minuten ausarbeiten wie ein Bankkonto, bei dem man schnell sagen kann, ob es cool ist oder nicht. In diesem Fall müsste man noch viel arbeiten, einen Prototypen bauen, das Ganze zwei Jahre testen – und dann erneut evaluieren. Deshalb kommt es gerade auf die Detailfragen an, die ich mit dem Fachleiter ausarbeite. Ich habe mir selbst eine Deadline von zwei Monaten gesetzt. Es bleibt also spannend.

Hast Du einen Tipp für andere Entrapreneure wie Dich?

Man sollte sich nicht davor verschließen, neue Unterstützungsformen und Hilfe anzunehmen. Und man sollte sich davon frei machen, dass die eigene Idee geklaut oder vereinnahmt wird oder es sich nicht mehr wie die eigene Idee anfühlt. Die Unterstützung hat sich nicht so angefühlt, als wäre mir die Idee aus der Hand genommen worden – sondern mir wurde geholfen.  Es stand immer außer Frage, dass es meine Idee ist. Die Expertise von Grubengold ist es, den Prozess zu begleiten und meine war die Idee. Und ich habe nicht die Expertise für den Prozess. So konnte ich mich ganz auf die Idee konzentrieren. Das war eine genial gelungene Aufgabenteilung. Gute Ideen kann man auch alleine umsetzen, aber die Erfolgschance ist mit so einer Unterstützung deutlich höher.

 

Wenn auch Du wie Aljoscha mit uns zusammenarbeiten möchtest, schreib uns einfach an. Wir freuen uns auf Dich.

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MATTHIAS HOFFMANN

Company DNA | Happiness | Venture Development

Matthias entwickelt Konzepte über Führung, Unternehmenskultur, Innnovationsprozesse und noch einiges mehr.

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Tanja BUSCH

Operations | Goldstücke | Kohle | Venture Development

 

 

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